Elternzeit – was ist das eigentlich? Kinder sind Luxus und Elternzeit ist das Privileg möglichst viel Zeit mit dem Kind während der wichtigsten Entwicklungsphase seines Lebens, den ersten drei Jahren, zu verbringen. Eine Errungenschaft der Gesellschaft sollte man doch meinen. Wo man diese Zeit mit seinem Kind verbringt spielt dabei keine Rolle. Wenn Sigfried sich später mal daran erinnern könnte was er für eine schöne Elternzeit mit uns in Spanien hatte, wäre er uns sicher sehr dankbar. Wir sind ihm auch sehr dankbar, denn ohne ihn hätten wir keine Elternzeit.
Deutsche Autobahnen. In Deutschland darf man sehr sehr schnell fahren. Das kostet Sprit und man ist schnell am Ziel. Wenn man aber so einen Tino vor sich hat der nicht schneller als 120 fahren kann und am liebsten auch noch 110 fährt, dann braucht man eben eine Weile, dafür kommt man dann aber auch mit einer Tankfüllung über 1000 km weit. Unser erster Stop lag noch vor der Pfalz. Bei schönstem Wetter wachen wir auf und lassen den Urlaub gemächlich beginnen. Alles muss seinen Platz finden, Routine soll sich langsam etablieren. So fahren wir weiter in die Pfalz und sind erst 13 Uhr am Fels, pünktlich zum Mittagsschlaf. Felix probiert Magnetfinger, 9+, und scheitert. Die Felsstrukturen im Sandstein hier sind sehr interessant für uns, gibt es solche doch im Elbsandstein gar nirgends.
Das Busleben beginnt. Wir genießen das Leben in unserem Bus. Sigfried auch. Der schläft durch. Oder zumindest will er auf einmal nachts nichts mehr trinken. Abgestillt in der ersten Urlaubsnacht. Am nächsten Tag regnet es Bindfäden. Felix probiert nochmal Magnetfinger, klettert ihn, und dann machen wir uns auf den Weg Richtung Frankreich. Wir wollen nach Baume-Les-Dames. Regen. Wir schauen nach dem Wetter und erst ab Seynes ist es wieder gut angesagt. Nach 8 Stunden Fahrt durch den Regen erreichen wir Seynes. Sternenhimmel. Wie schön dass wir endlich wieder unabhängig von Terminen reisen können. Auf unserem Weg gibt es einen Berg an dem Günter nicht recht zieht. Tino meinte es qualmte so schwarz aus dem Auspuff dass die rote Farbe nicht mehr zu erkennen war. Eine Warnleuchte flackerte auf, „Vorglühanlage/Motorelektronik“ zeigt diese an. Sie war aber nur orange, ich ließ mich also nicht aus der Ruhe bringen, wir wollten es uns am nächsten Tag anschauen.
Seynes. Im Dunkeln kommt man an. Todmüde fällt man ins Bett, weiß nicht wie es draußen aussieht. Am Morgen registriert man den sommerlichen Geruch von frischem Thymian, noch bevor man das Bett verlässt. Endlich. Frankreich. Man steigt aus und sieht überall Glasscherben von ehemaligen Autoscheiben auf dem Parkplatz. Tatsächlich. Frankreich. Dann sieht man sich um und über einem erstreckt sich ein laaaanger Felsriegel mit Sinthern. Perfekte Bedingungen. Wir Muttis, Lisa und ich, brechen auf zum frohen Steigen, die vier Männer bleiben am Auto. Der Zustieg – nicht mal 10 Minuten. Nach jeweils vier Touren kehren wir ohne Haut und Kraft zurück. Am Nachmittag sind die Papas dran. Sigfried kletterte an diesem Tag auch. Ganz alleine auf den kleinen Sigfried Stuhl drauf. Einen Tag blieben wir noch und kletterten super tolle Routen. Dann brachen wir auf nach Belmont-sur-Rance.
Belmont-sur-Rance. Freunde von Lisas Eltern leben hier auf einem alten Hof zusammen mit zwei Hunden, einer Katze, drei Eseln. Hier verbringen wir den Ruhetag. Leo und Sigfried Baden im Spülbecken. Wir Duschen. Wandern in ein Ruinendorf in denen ganz paar Jahre Hippies gelebt haben, durch Esskastanien- und Steineichenwälder. Abends lecker kochen – mal keine Nudeln. Ich trinke Wein, denn ich habe ja abgestillt.
Carcasonne. Nach einem Tag verlassen wir den Hof und fahren Richtung Targassonne. Auf dem Weg liegt Carcasonne. Eine Stadt bekannt aus einem Brettspiel. Wie wird es da wohl aussehen? Na los, mit den Kindern können wir eh nicht ewig fahren. Eine riesige Festung tut sich vor einem auf, direkt angrenzend an die richtige Stadt. Perfekt erhalten aus alten Zeiten ist die Festungsstadt. Natürlich lebt da keiner mehr, es ist nur noch eine Touristenfalle mit zahlreichen Schnickschnackläden. Dennoch kann man sich sehr gut vorstellen wie da früher gelebt wurde. Die Häuser sind klein. Das Schloss riesig. Eine Große Kirche. Keine Autos.
Targassonne. Weiter geht es an die Grenze von Spanien und Frankreich. Wir fahren durch die Pyrenäen hinauf auf etwa 1800m. Es erinnert uns an die Rocky Mountains. Die Pferde und Kühe, welche frei herumlaufen und riesige Glocken am Hals tragen, erinnern eher an die Alpen. Die Großen Granitblöcke die herumliegen ähneln denen in Bishop. Auf der Suche nach einem Kletterführer stoßen wir auf die französische Kletterzeitschrift „Grimper“. Lustiger weise ist genau in dieser Ausgabe ein Beitrag von Bastien und Hervé über die Sächsische Schweiz und Dolni. Noch witziger ist, dass ich auf einem Foto kletternd zu sehen bin. Letztendlich haben wir keinen Kletterführer und müssen erst etwas Suchen bis wir die richtigen Stellen zum Bouldern finden, aber auf einmal tun sich überall gechalkte Linien auf. Die Lagerplätze so kinderfreundlich, der Zustieg 3 Minuten. Ein Traum. Zwei Tage feinstes Bouldern am Granit. Die Landschaft so genial mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Mir taugt es sehr, Felix auch, doch den anderen nicht so und am Nachmittag soll es ja eh Regnen, also fahren wir weiter nach Tres Ponts über die Grenze.
Tres Ponts. Erstmal Ruhetag, die Haut wurde vom Granit ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Baden im Fluss, Bus bekleben, Reserven auffüllen. Am nächsten Morgen stoßen Käthe, Jonathan, Mascha und Nele zu uns. Dann klettern in der Nordseite. Dennoch bleibt die Sonne bis 13 Uhr in der Wand. Geile Routen warten auf uns. Schöne 7b´s und 7b+ klettern Lisa und ich. Die Jungs probieren und klettern 7c+. Dort klettern wir zwei Tage. Zum Ruhetag gehen wir auf den Markt in Organya und zum Fleischer. Es endet mit 33 Euro Fleisch und einem Grillabend am Fluss. Am Morgen gibt es die Holunderlimo, die wir am Abend angesetzt haben – lecker.
Figols. Dann klettern wir zwei Tage in Figols. Zwei Wände die im Kletterführer nicht viel her machen. Auch gleich bei Organya. Doch wir werden mit unglaublich schönen Routen überrascht. Lisa und ich flashen ein paar 7b+, insofern sie nicht überhängend sind. Felix klettert eine 7c+/8a namens Orgasmus. Für zwei Tage Abstecher sind diese beiden Wände wirklich zu empfehlen.
Spanische Idylle. Unser Basecamp ist so schön, kurz vor Organya an einem Fluss. Holunderbüsche, Oregano, Thymian, Rosmarin. Direkt neben einem Feld. Die Jungs haben eine Badestelle gebaut und eine Feuerstelle am Fluss. Die 4 Kinder spielen ganz toll miteinander, nur Sigfried der kleine Störenfried braucht immer 2:1 Betreuung – alle Spielen schön auf der Decke, Sigfried robbt zum nächsten Tisch, zur nächsten Kiste, zum nächsten Stuhl um sich da hochzuziehen und kurz darauf umzufallen oder er verspeist Steine oder sonstiges was er nicht soll, oder er zieht Leo an den Haaren, am Hut, am Ohr, an der Wange, klettert über ihn drüber, Hauptsache Leo heult danach. Interessanter Weise spielen die Kinder aber immer auf einem Haufen und nie sonderlich weit entfernt von einander. Leo fängt an mit krabbeln. Sigfried hat sich in die süße Nele verguckt, so macht es manchmal den Anschein. Abends kochen alle zusammen. Käthe und Jonathan bereichern unsere Gruppe vor allem mit kulinarischen Köstlichkeiten. Käthe ist ne super Köchin und jetzt gibt es statt jeden Abend Nudeln mit Tomatensoße ständig sowas wie Pfannkuchen und Burger. Und dann spielen wir Dominion oder Wer bin ich. Schweren Herzens verlassen wir unseren Lagerplatz, welcher bis auf den Aasgestank der immer mal zu uns strömte, perfekt war. Und so fahren wir dahin durch das was ich an Spanien so liebe – die Spanische Idylle. Wo man hinschaut Mohnfelder, Getreidefelder, terrassiert, Felsriegel, auf den Hügeln kleine Dörfchen – und wir mittendrin.
Santa Linya. Unser nächster Halt die große Grotte von Santa Linya. Vormittags gehen wir im Schatten an der Futbolin Wand klettern. Mir gelingt es eine 7c zu flashen – vermutlich eine leichte 7c. Am Nachmittag wechseln wir in die Grotte, deren Dimensionen man auf einem Foto nicht festhalten kann. Jonathan klettert trotz Bienennest sein 8a Projekt. Der Bienenstich war es ihm wert. Es ist deutlich wärmer als in den Bergen. Die Sonne drückt, aber im Schatten fetzt es. Nur dieser schon wieder viel zu zutrauliche spanische Fuchs macht mich etwas nervös. Aber auch diesen haben wir nun hinter uns gelassen, wir machen uns heute auf nach Margalef.
Sigfrieds Beitrag: qawqqqqqqqqqqqqqqqqqqqw YA!AS VEWCE SCBD CC
PS. Günter hat beschlossen seine Orange Warnleuchte wieder erlöschen zu lassen. Ich wusste er lässt uns nicht im Stich.
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Sektor Futbolin bei Santa Linya
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Jonathan in Airlines, 8a
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Santa Linya
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